Zentrum des Lichts
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Zentrum des Lichts

Ein Orden im Dienste des Argentumkreuzzugs
 
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 Der Wind in den Kiefern

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Elis
Chevalier blanc



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BeitragThema: Der Wind in den Kiefern   Der Wind in den Kiefern EmptyMi Feb 25, 2009 2:21 am

Die untergehende Sonne verfärbte das Meer in ein schimmerndes Rot, als Elis an diesem Abend auf den hohen Klippen des heulenden Fjords stand. Um sie herum pfiff der Wind sein Nachtlied, fuhr ihr immer wieder mit unsichtbaren Fingern durchs Haar und ließ es ihr in schwarzen Strähnen um das Gesicht tanzen.
So also wird es sein.
Elis seufzte und trat ein Stück näher an die Klippen heran. Sie setzte sich vorsichtig auf einen Vorsprung, legte ihre Beutel neben sich und ließ die Beine über die Kante baumeln. Tief sog sie den Geruch der Nadelbäume ein, die hoch und stolz in ihrem Rücken standen und sanft im Wind schaukelten. Für einen Moment schloss Elis die Augen und versuchte, die schmerzhaften Stiche aus ihrer Brust zu verbannen, die sich beim Geruch der Kiefern eingeschlichen hatten. Ärgerlich runzelte sie die Stirn und blickte geradewegs auf das ruhig liegende Meer am Fuße der Klippen. Traurige Erinnerungen, die sie beim nächsten Windstoß mit über die Klippen schickte, die im roten Licht über dem Meer verschwanden.
Bevor sie am vorherigen Abend an der Vorhut der Argentumdämmerung in Eiskrone auf Anthalos getroffen war, hatte sie sich ähnlich gefühlt. Das große Feuer beim Lazarett des Lagers hatte die schlimmste Kälte vertreiben können und doch war es ihr eiskalt den Rücken hinunter gelaufen, als sie in der Ferne die hohen Türme der schwebenden Stadt Dalaran erblickt hatte. Für einen kurzen Augenblick war ihr, als sei sie wieder ein Kind, als stehe sie unten am Ufer des Lordameresees und blicke angestrengt auf die andere Seite des großen Sees. An klaren Tagen konnten sie als Kinder eben jene Zinnen und Türme sehen, sehr weit weg und sehr verschwommen. Aber es waren dieselben Türme und es war dieselbe Stadt gewesen.
Seitdem hatte sich so vieles geändert. Das Wasser unten an den Klippen zu ihren Füßen war nicht mehr das des Lordameresees. Die hohen Kiefern hinter ihr waren nicht mehr jene des Silberwaldes und der Wind, der sachte Sandkörner über die Klippen tanzen ließ, sang ein anderes Lied als damals. Jene Tage, an denen sie als Kinder die Zinnen von Dalaran erspähten, waren schon lange vergangen. Sie waren vergangen wie die Menschen, die ihr damals so wichtig waren, ihre Freunde, ihre Familie, ihr Leben. Sie waren ebenso vergangen wie das Gefühl, das irgendwo ein Stück Heimat wartet, irgendwo, egal wie weit entfernt man davon ist.
Elis kramte in einem ihrer Beutel neben sich und zog ein kleines Bündel heraus.
Die letzten Wochen hatten einiges verändert. Der Kampf in Nordend war immer kräftezehrender geworden. Obwohl sie sich dem Argentumkreuzzug angeschlossen hatte, war sie trotzdem eine Einzelkämpferin geblieben – zu wenige der rar gesäten Streiter waren abkömmlich gewesen. Die Schwierigkeiten hatten zugenommen und immer wieder fand Elis sich vor Herausforderungen gestellt, die sie allein nicht zu bewältigen vermochte.
Doch das Blatt hatte sich gewendet. Elis lächelte, als sie mehreren Vögeln nachblickte, die den Küstenstreifen vor ihr entlang flogen.
Sie war auf Streiter getroffen, die sich von den anderen unterschieden hatten. Als sie an ihrer Seite kämpfte, spürte Elis deutlich, wie sehr diese Gemeinschaft durch Zusammenhalt verbunden war und sah, wie viel diese Streiter gemeinsam erreichten.
Als sie den sorgsam und ordentlich geschriebenen Brief an Anthalos einem Boten übergab, hatte sie sich etwas über die nervöse Aufregung in ihrem Inneren gewundert. Doch Zweifel hatte sie keine. Als sie am Feuer des Lazaretts bei der Argentumvorhut stand und den kleinen, gesegneten Stein von Anthalos entgegennahm, fühlte sie, dass das, was sie tat, das richtige sein musste.
So wird es sein.
Vorsichtig schlug Elis den dünnen Stoff zurück, der das Bündel auf ihrem Schoß bedeckte und ein anderer Stoff aus leuchtendem Rot kam zum Vorschein. Gedankenverloren strich sie mit der Hand über die silbernen Verzierungen des Wappenrocks und fuhr sie mit den Fingerspritzen nach.
Was hatte Anthalos ihr geantwortet? Er hatte genickt und gesagt: „Ihr gehört zu uns, wie kurz auch immer.“
Elis strich sich die Haare aus dem Gesicht und legte sorgfältig und vorsichtig den Wappenrock an, dann breitete sie ihren Umhang über die Schultern und stand auf. Unten war die Sonne schon vor einer Weile im Meer versunken, der laute Nachtgesang des Windes hatte nachgelassen und machte dem leisen Rauschen in den Nadeln der Bäume Platz.
Lächelnd wendete Elis sich um, um nach ihrem Greifen Ausschau zu halten, ihre Beutel, in denen sich auch jener gesegnete Stein befand, hielt sie fest mit der Hand umschlossen.
So wird es sein.
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Nalija
Jean-Henri
Nalija


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Charakter der Figur
Charakterbeschreibung: Die junge Frau mag mehr als zwanzig, nicht aber mehr als fünfundzwanzig Winter zählen. - - - - - - - - - - - Um ihren Hals trägt sie eine dünne, silberne Kette, an der eine kleine, gläserne Phiole hängt, in der ein kleiner Lichtfunken flackert und gelegentlich tanzt.

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BeitragThema: Re: Der Wind in den Kiefern   Der Wind in den Kiefern EmptyMi Feb 25, 2009 6:37 pm

((sehr schön geschrieben!))
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Gast
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BeitragThema: Re: Der Wind in den Kiefern   Der Wind in den Kiefern EmptyDo Feb 26, 2009 3:18 pm

Kiefern im Wind

Text: Gunter Kopf
Melodie: Traditionell (Kiefern im Wind)

Refrain:
Kiefern im Wind, die Nacht ist erwacht,
Jäh heult ein Wolf sein Lied in die Nacht!
Asche ist auf die uralten Steine
Wie weißer Staub geweht!

Grausam und schrecklich, fast unerträglich,
Zeigt sich die Nacht im Schwarzenbach!
Ältester Glaube unserer Ahnen
Längst noch nicht tot,
Hier spürst du ihn noch!

Ref.

Schließe die Fenster, riegel die Türen,
Ist die Versuchung auch noch so groß,
Manch einer ist nie wieder gekommen,
Ruht in des Todes finsteren Schoß.

Ref.

Uralte Stätten, machtvolle Steine,
Wesen von schier unglaublicher Macht,
Schlummern schon ewig, fast seit Äonen
Hier im Tal des Schwarzenbach!

Ref.

Feuer ist in den dämmernden Stunden
Müde erloschen, Tag ist es schon!
Lebst du am Morgen, Danke dem Schöpfer,
Daß dich das Schicksal noch mal verschont!

Ref.

Grausam und schrecklich, fast unerträglich,
Zeigt sich die Nacht im Schwarzenbach!
Ältester Glaube unserer Ahnen
Längst noch nicht tot,
Hier spürst du ihn noch!

((das ist eine Umdichtung von Kiefern im Wind, die eigentlich Weiden im Wind heißt und ich habe aus Weiden wieder Kiefern gemacht))
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Elis
Chevalier blanc



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BeitragThema: Re: Der Wind in den Kiefern   Der Wind in den Kiefern EmptySa Feb 28, 2009 3:05 am

((Danke für eure beiden Beiträge. :) Was das Gedicht angeht - das passt recht gut, mein Titel war auch nur eine Umdichtung von "Der Wind in den Weiden", auch wenn es damit nichts zu tun hat. Hatte gerade keinen besseren parat. :) ))
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Gast
Gast




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BeitragThema: Re: Der Wind in den Kiefern   Der Wind in den Kiefern EmptySa Feb 28, 2009 4:14 am

((Ja, ich musste aber mehr wegen deines Textes an das Lied denken als wegen des Zitates des Zitates *schmunzelt* Und "Der Wind in den Weiden" - das klingt immer so mystisch, dabei ist es ein ganz liebes Kinderbuch..))
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